STADT IM REGAL - scarface, Oberflächenrekonstruktionen und Anti-Aging-Systeme

Ausstellung vom 15. Juni - 20. Juli 2003 in der Gesellschaft der Freunde junger Kunst, Altes Dampfbad, Baden-Baden



Für die Ausstellung scarface untersucht STADT IM REGAL die Verbindungen zwischen Stadt und Körper in Bezug auf das Altern.
Altern führt zwangsläufig zu einer Anhäufung von Erfahrung und Wissen. Genauso zwangsläufig hinterlässt vergangene Zeit Narben/Falten/Brüche bei dem oder der Einzelnen und im sozialen Gefüge, z.B. dem Bild einer Stadt.

Der beschlossene Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses und ähnliche Projekte verdeutlichen, dass sich der Umgang mit Geschichte heute vor allem auf die Gestaltung von Oberflächen konzentriert. Gesellschaftlich und ideologisch erwünschte Aspekte werden herausgegriffen, um das Geschichtsbild entsprechend zu formen. Geschichte stellt sich als Fundus dar, aus dem sich je nach Bedarf und Intention bedient wird.
Entsprechend ist es auf privater Ebene eine Sache von Geld und Willen die eigene Körperhülle zu gestalten: „Jung Aussehen“ wird zum gesellschaftlichen Statussymbol.

Baden-Baden hat als Kurort eine uralte Geschichte - unter anderem die römischen Thermen, die unter Marktplatz und Altem Dampfbad (der heutigen Gesellschaft der Freunde junger Kunst) liegen.
Spätestens seit dem 19. Jahrhundert ist Baden-Baden vor allem auch Kulisse, Sinnbild einer idealisierten Welt, die zum Wohlfühlen inszeniert ist. Mit diesem „gewachsenen Image“ ist Baden-Baden dem gesellschaftlichen Trend weit voraus. Den steigenden Marktwert von „wellness“ und „beauty“ nutzend, macht es sich auf der aktuellen web-site zum erklärten Ziel europäisches Zentrum für Anti-Aging zu werden.

Die in der Vorstellung von Baden-Baden gebündelten Sehnsüchte nach glamourösem Müßiggang, „Zauberberg“ und „forever young“ bringen STADT IM REGAL auf den Gedanken, gerade hier eine Ausstellung zu Zeit, Vergänglichkeit, dem Altern und Zurichten von Körpern und Architekturen und der Inszenierung ihrer Oberflächen zu realisieren.


Die Ausstellung wurde realisiert mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Kunstfonds, Bonn, des Südwestrundfunk, Baden-Baden und der Dörken GmbH & Co.KG, Herdecke.

Besonderen Dank an:
Friederike und Lutz Fecht, Baden-Baden und Peter Hirth, Berlin.